Damit Leben in Gemeinschaft gelingt

Bei der Bundestagswahl am Sonntag, 23. Februar, wurden Mehrheiten errungen, die es ermöglichen, eine Regierung zu bilden. Bei der Wahl gab es eine erfreulich hohe Wahlbeteiligung und damit eine starke Legitimation durch die Bevölkerung. Nun liegt es an den zukünftigen Regierungsparteien, verantwortlich gesetzgeberische Impulse zu setzen.

Viele Politikerinnen und Politiker werden das eigene Handeln vor Gott verantworten wollen. Darum werden sie sich auch mit christlichen Werten verbunden wissen, die unser Land wesentlich prägen. Im Folgenden möchte ich als Christ die zukünftige Regierung an diese ethischen Maßstäbe erinnern.

Wesentliche Werte christlicher Ethik sind Nächstenliebe und Mitgefühl. Dies ist bereits im jüdischen Glauben verankert. So heißt es in 3. Mose 19, 18: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Politik wird darum immer auch das Wohl des anderen suchen – und zwar in dem Maß, wie es dem eigenen Wohl entspricht.

Weitere konstitutive Werte christlicher Ethik sind Gerechtigkeit und Gleichheit. Bereits im mosaischen Gesetz heißt es – 5. Mose 1, 17: „Es soll kein Ansehen der Person vor Gericht gelten.“ Darum wird Politik immer auch dafür sorgen müssen, dass es einen angemessenen Ausgleich von Interessen gibt sowie einen geschützten Rahmen für das individuelle Leben.

Ein hervorzuhebender Wert christlicher Ethik ist die Fürsorge für Schwache und Benachteiligte. Der Prophet Jeremia spricht aus – im Kontrast zur vorherrschenden Praxis – Jeremia 22, 3: „Unterdrückt nicht die Fremden, Waisen und Witwen.“ Menschen in einer schwachen oder benachteiligten Position bedürfen der besonderen Zuwendung – wofür Politik angemessene Rahmenbedingungen schaffen muss.

In der Geschichte nicht wegzudenkende Werte christlicher Ethik sind Friedfertigkeit und Gewaltlosigkeit. Jesus Christus verheißt – Matthäus 5, 9: „Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ Politik muss Ordnungsmacht und staatliche Gewalt so dosieren, dass sie dem Frieden dienen. Und auch der politische Diskurs sollte von diesen Werten getragen sein.

Besonders dem persönlichen Handeln zuzuordnende Werte christlicher Ethik sind Ehrlichkeit und Integrität. Der Apostel Paulus schreibt – Epheser 4, 25: „Legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten“. Es steht der Regierungspolitik gut zu, sich nicht von schlechten Vorbildern beeindrucken zu lassen. Ehrlichkeit führt zu Glaubwürdigkeit. Und glaubwürdige Menschen genießen Vertrauen.

Diese Werte christlicher Ethik zu leben und umzusetzen, ist herausfordernd. Sie wollen nicht verurteilen, sondern anspornen. Sie sind nicht Gesetz, sondern Hilfe zum Leben. Und das ist wohl auch Gottes Absicht: Dass das Leben in Gemeinschaft in unserem Land gelingt.

Hanno Sommerkamp

Der Text ist gleichlautend in den Grafschafter Nachrichten erschienen, Ausgabe vom 1.3.2025.